Bin selbst gespannt, was ich hier alles ablegen werde.
Werde einfach mal mit einem anfangen...
Frank Seifert - mein bester Freund! († 05.06.2023)
Frank war viele Jahre mein engster Freund, und ich glaube, ich kannte ihn wie kaum jemand sonst. Wir hatten Höhen und Tiefen, und ich wusste um seine Ecken und Kanten, wie man sie eben nur bei einem echten Freund kennt. Doch ein einziger Fehler reichte aus, um unsere Freundschaft zu erschüttern. Eine schmerzhafte Trennung, die ich nur schwer begreifen konnte.
Franks Leben war gezeichnet von Herausforderungen. Er hatte seit langem mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und verlor sich schließlich immer tiefer im Alkohol. Die Welt zog sich um ihn zusammen, und er verschwand langsam aus dem Blick seiner Mitmenschen. Doch für mich war Frank immer ein besonderer Mensch, ein Freund, auf den ich mich stets verlassen konnte – jemand, der mir nahestand, trotz all der Schatten, die auf seinem Leben lagen.
Als die Nachricht kam, dass er von uns gegangen war, war für mich klar, dass ich die richtigen Worte für ihn finden musste. Ich wollte ihm die Grabrede geben, die er verdient hatte, Worte, die ihm und seiner Geschichte gerecht wurden.
Dies waren nun also meine Worte zur Trauerfeier:
Frank habe ich mit 12 Jahren im Judo kennengelernt und wir wurden so ziemlich beste Freunde. Wir gingen gemeinsam zum Training, bestritten viele Wettkämpfe, lernten Schlittschuhlaufen und waren gefürchtete Cracks auf der Eisbahn.
Für mich war er wie ein großer Bruder. Er holte mich mit dem Moped ab, als ich noch nicht so mobil war, lud mich zum Essen ein, weil ich noch kein eigenes Geld hatte. Wir schraubten zusammen am Moped, später am Motorrad, organisierten Partys und waren gemeinsam im Urlaub.
Auf Frank konnte ich mich absolut verlassen. Er half mir, wo er konnte. Selbst als ich mal in eine Schlägerei verwickelt war, bei der sich drei Jungs über mich hermachten, riskierte er für mich Kopf und Kragen. Er schnappte sich zwei von ihnen und nahm sie in den Schwitzkasten. Mit dem einen kam ich dann alleine klar.
Frank und ich halfen auch zwei Freunden mehr als zwei Jahre lang Abend für Abend die Flößerstuben am Neckar zu restaurieren, ohne einen Cent dafür zu verlangen, was von Franks großem Herz und Selbstlosigkeit zeugt.
In dieser Zeit kam uns beiden auch die Schnapsidee in dem hinteren Teil, der Scheune, eine Bikerkneipe reinzubauen. Dass man also mit dem Motorrad hinten rein, direkt an den Tresen fahren, sein Bier trinken und vorne wieder rausfahren konnte. Leider wurde dies nach kurzer Überprüfung vom Amt abgelehnt.
Frank war hart im Nehmen. Nach einem Reifenwechsel an seinem Motorrad vergas er, diese zuerst einzufahren. Als er versuchte mein Tempo zu halten, schmierte er schließlich in einer langestreckten Kurve bei Tempo 180 ab. Haarscharf verfehlte er ein Verkehrszeichen und den Brückenpfeiler. Frank und sein Motorrad blieben bis auf kleinere Blessuren unbeschadet. Es ließ sich jedoch nicht mehr starten. Er bemerkte nicht, dass sich der Killschalter eingeschaltet hatte. Aus Angst vor der Polizei schob er nun die schwere Maschine fast 9 km nachhause. Unglaublich, wie er das schaffte.
Und essen konnte der. Bei einem Motorradtreffen der Kuhlen Wampe wurde ein Maultaschenwettessen veranstaltet. Wir beide machten auch mit. Nach 7 Maultaschen gab ich auf und musste mich fast übergeben. Frank gewann den Wettkampf haushoch überlegen mit 21 gegessenen Maultaschen. Anschließend stand er mit den Worten auf: „Jetzt habe ich Hunger!“, ging zum Grill und holte sich erstmal ein Steak.
Auch unbelehrbar war er. Ein anderes Mal kam ich zum Backersee mit einer 400er Zweitakter Yamaha. Frank war auch da und wollte sofort eine Runde damit drehen. Ich konnte ihm nur noch hinterherrufen: "Nicht zu viel Gas geben, die wirft dich ab." Worauf er: "Moinscht i bee Ohfänger?" Es geschah, was geschehen musste. Das Motorrad warf ihn ab und er landete mit dem Rücken genau auf einem Maulwurfshaufen, sodass ihm die Luft wegblieb. Frank jedoch stand auf, schob das Bike zu mir und übergab es mit röchelnder Stimme: „Do hosch dein Scheiß, hosch Recht!“
Hier noch eine Anekdote aus seinen letzten Jahren:
Der letzte Wille seines Vaters war, seine Asche dem Meer zu übergeben.
Er nahm die Urne, fuhr zur Küste, quälte sich zu Fuß die Steilküste hinauf, um dort völlig verschwitzt den letzten Willen seines Vaters zu erfüllen. Den geöffneten Aschebehälter kippte er über dem Abgrund aus und hoffte, dass nun die Asche die letzte Reise antreten würde. Was er jedoch nicht einkalkuliert hatte, war der starke Aufwind. So kam die Asche in vollem Bogen zurück und bedeckte seine unbedeckten, verschwitzten Körperteile, was ordentlich juckte.
Dies kommentierte er schließlich mit den Worten: „Selbst im Tod geht der mir ans Leder!“
Wer Frank kannte, wusste aber auch, dass er verletzen konnte.
So traf er auch mich an meinem absolut tiefsten Punkt, 1992, besonders hart, was unsere Freundschaft für fast 20 Jahre auf Eis legte.
2009 fand ich zum christlichen Glauben und in mir wuchs das Verlangen, Frank zu verzeihen.
Ein knappes Jahr später konnte ich ihm dann im Rahmen eines persönlichen Gespräches vergeben.
Nebenbei, wer mehr über meinen Wandel wissen möchte, kann gerne mal meinen Namen bei YouTube oder Google eingeben.
2011 war es dann so weit. Ich musste Frank aufsuchen um ihm zu vergeben: Persönliches Zeugnis
Mein Wohnort ist zwar Berlin, jedoch bin ich regelmäßig in meiner Heimat, wo ich viele meiner alten Kontakte pflege. Auf dieser Liste stand Frank immer ganz oben. Zu ihm konnte ich kommen, wann immer ich wollte. Meistens traf ich ihn in seinem Büro im Rollstuhl sitzend an und wir schnackten dann über alte Zeiten.
Einmal besuchte ich ihn auch im Krankenhaus, als es ihm gar nicht gut ging. Er hatte gerade sein zweites Bein verloren. In dieser Situation ließ er es sogar zu, dass ich ihm von meinem Glauben erzählte und für ihn beten durfte. Ich hatte das Gefühl, dass er in diesem einen Moment sein Herz für Gott weit geöffnet hatte. Und genau deswegen habe ich nun berechtigte Hoffnung, dass ich ihn in der Ewigkeit wiedersehen werde.
Nun habe ich selbst noch etwas auf dem Herzen. Als ich versucht habe einigen alten Freunden und Bekannten mitzuteilen, dass Frank von uns gegangen ist, hat mich so manche Reaktion traurig gemacht. Meist durch ein einziges Fehlverhalten ist ein Bruch entstanden, der nie wieder repariert wurde. Nun ist es zu spät.
Sind wir mal ehrlich zu uns selbst und überprüfen, an welcher Stelle wir uns von jemandem getrennt haben. Von einem Elternteil, einem Bruder einer Schwester, einem Freund. Lasst uns doch über unseren Schatten springen, auch wenn es noch so schwerfällt und uns um Vergebung bitten.
Jesus Christus hat absolut keine Sünde begangen und wurde doch von uns Menschen zum Tode verurteilt. Und trotzdem hat er allen vergeben. Amen
Grabrede für Thomas († 04.12.2024)
Liebe Familie, Freunde und alle, die heute hier sind, um Abschied von Thomas zu nehmen.
Heute verabschieden wir uns von Thomas, dem letzten der Brüder, die auf so besondere Weise einen Teil in meinem Leben einnahmen. Mit jedem von ihnen hatte ich eine ganz spezielle Verbindung – und zu Thomas die innigste. Unser Weg begann intensiv, als ich nach dem Verlust seines Bruders Volker erfuhr, dass auch Thomas schwer erkrankt war. Seine Mutter erzählte mir davon, und es war, als ob Gott mich rief, ihm beizustehen.
Von da an besuchte ich Thomas bei jeder Heimreise. Diese Besuche waren mehr als nur Momente des Beisammenseins – sie waren Begegnungen, die unser beider Leben bereicherten. Es berührte mich tief, zu sehen, wie sehr er sich über jeden Besuch freute. In diesen Augenblicken erzählte ich ihm Geschichten aus meinem Leben, immer verbunden mit der Botschaft von Hoffnung und Gottes Liebe. Wir beteten zusammen, und manchmal fühlte es sich an, als ob die Welt für kurze Zeit stillstand.
Eines Tages vertraute mir Thomas seinen großen Traum an: noch einmal die Wellen des Meeres, den weichen Sand und die Palmen der Südsee mit seiner Sandra zu erleben. Ich hoffte so sehr, dass er diesen Wunsch verwirklichen könnte. Doch als ihm klar wurde, dass die Zeit dafür nicht mehr ausreichen würde, sprach er einen anderen Wunsch aus – einen, den ich ihm erfüllen konnte. Er bat mich, ihm meinen Porsche für 5 Tage zu leihen. Er wollte einfach noch einmal auf dem Beifahrersitz in einem flotten Cabrio von Sandra durch seine Heimat chauffiert werden.
Mit Freude bereitete ich alles vor, doch sein Gesundheitszustand ließ es schließlich auch nicht mehr zu. Obwohl dieser Traum unerfüllt blieb, spürte ich, dass allein die Hoffnung darauf, ihm Kraft und Freude schenkte. Es war ein Geschenk, ihm diese Hoffnung zu geben, auch wenn der Plan letztlich nicht umgesetzt wurde.
In all den Jahren trug ich Thomas im Gebet – für seine Heilung und vor allem für sein Herz, dass es sich der Liebe Gottes öffnen möge. Und Gott hat dieses Gebet erhört. Er sprach zu Thomas auf eine Weise, die nur er konnte. In seinen letzten Tagen wiederholte Thomas immer wieder den Satz: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Diese Worte, die er nicht aus der Bibel kannte und sonst ihm auch niemand gesagt hatte, waren Gottes persönliche Botschaft an ihn.
Als ich Thomas in Tübingen im KKH besuchte, hatten wir ein wunderbares Gespräch und ich übergab ihm ein Zettelchen mit einem Übergabegebet. Er las es langsam und bedächtig vor und sagte, er habe noch nie so schöne Worte gelesen. In diesem Moment wusste ich: Thomas hat den größten Schritt gemacht, den ein Mensch gehen kann. Er schloss Frieden mit Gott.
Thomas hat uns heute verlassen, aber sein Glaube und die Liebe, die er in seinen letzten Momenten erfahren hat, sind ein Trost, der bleibt. Wir dürfen gewiss sein, dass er nun am Ziel seiner Reise ist – in der Gegenwart unseres himmlischen Vaters und seines ungeborenen Kindes.
Und ich weiß, auch ich werde ihn wiedersehen. Thomas ist mir nun einfach einen Schritt voraus.
Abschließend möchte ich noch einen Vers aus der Bibel zitieren und zwar aus der Offenbarung 21 Vers 4
Jede Träne wird er von ihren Augen wischen. Es wird keinen Tod mehr geben und auch keine Traurigkeit, keine Klage, keinen Schmerz. Was früher war, ist für immer vorbei."