weitere Dienste…
Inzwischen ist es für mich das Schönste geworden, wenn ich das Gefühl habe, dass ich jemandem helfen oder einen Samen des Glaubens pflanzen konnte. Da ich für Jesus brenne, versuche ich stets, diese Verbindung in meine Begegnungen mit Menschen einfließen zu lassen. Es gibt so viele unterschiedliche Möglichkeiten, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, und einige davon möchte ich hier mit dir teilen.
Eine dieser Optionen ist meine Visitenkarte. Neben meinen Kontaktdaten findet sich darauf auch die Adresse meiner Homepage. Doch die Karte ist für mich mehr als nur ein Stück Papier – sie ist ein kleines Werkzeug, um Hoffnung weiterzugeben. Manchmal, am Ende eines tiefen Gesprächs, überreiche ich sie mit den Worten: "Bitte wirf diese Karte niemals weg. Irgendwann wirst du vielleicht jemanden treffen, dem es nicht gut geht, und genau in diesem Moment wirst du wissen, dass du ihm diese Karte weiterreichen darfst."
Auch meine eigene Vergangenheit hat Gott genutzt, um mir Wege zu anderen Menschen zu eröffnen. Oft spüre ich in bestimmten Momenten einen Impuls, den ich als göttliche Führung wahrnehme. Ob im Alltag, in meinem engsten Umfeld oder unterwegs – ich halte die Augen und Ohren offen für Gelegenheiten, meine Hilfe anzubieten. Manchmal sehe ich jemanden am Straßenrand, der offensichtlich Unterstützung braucht. In solchen Momenten spüre ich oft einen klaren Impuls, umzudrehen und dieser Person zu helfen.
Ein weiterer Türöffner ist meine Kutte, die ich als Mitglied der Motorradvereinigung CMA (Christian Motorcyclists Association) trage. Sie fällt auf, weckt Interesse und führt häufig zu Gesprächen über den Glauben und das Leben. Selbst mein Porsche öffnet Türen zu Menschen, zu denen der Zugang sonst vielleicht verschlossen bliebe.
All diese Begegnungen haben eines gemeinsam: Sie beginnen oft mit einem kleinen Impuls, einem Moment der Aufmerksamkeit und der Bereitschaft, im richtigen Augenblick einen Schritt auf jemanden zuzugehen. Und genau das versuche ich in meinem Alltag zu leben – immer offen für das, was Gott mir zeigt.
Die Kutte als Türöffner
Manchmal sind es die kleinen, unscheinbaren Geschichten, die sich tief ins Gedächtnis graben. Eine solche Begebenheit erlebte ich kürzlich in meiner Heimatstadt Nürtingen. Es war ein ganz gewöhnlicher Tag – ich hatte mein Auto geparkt und wollte mir gerade einen Parkschein besorgen. Etwa 50 Meter weiter stand die Parkuhr, daneben drei Kinder, die auf ihren Vater warteten, während dieser den frisch gezogenen Parkschein in sein Auto legte.
Als ich an der Parkuhr ankam, musste ich feststellen, dass sie nur Münzen akzeptierte – und genau die hatte ich nicht dabei. Während ich ratlos dastand, bemerkten die Kinder mich. Einer der Jungen traute sich schließlich, mich anzusprechen: „Coole Jacke, die Sie da anhaben!“
Überrascht drehte ich mich um, bedankte mich und begann, den Kindern die Bedeutung der Abzeichen auf meiner Kutte zu erklären. Die Kinder hörten aufmerksam zu, und ihre Augen leuchteten vor Neugier. Auch der Vater war inzwischen zurückgekehrt und lauschte interessiert meinen Ausführungen.
Um das Gespräch nicht unnötig in die Länge zu ziehen, zog ich eine Visitenkarte aus meiner Tasche und überreichte sie dem Vater. „Wenn Sie mehr über mich erfahren möchten, schauen Sie gerne mal auf meiner Homepage vorbei. Dort finden Sie auch Geschichten aus meiner Kindheit.“ Der Vater nahm die Karte dankend an, und wir verabschiedeten uns.
Doch während ich mich wieder der Parkuhr zuwandte, fragte wohl einer der Jungens seinen Vater, ob sie mir helfen dürfen. Er hatte wohl mein Dilemma mit dem fehlenden Kleingeld bemerkt. Kurz darauf kehrten sie zurück und beglichen großzügig meine Parkgebühr.
Mit solch einer Reaktion, ausgelöst durch ein Kind, hatte ich in der Situation absolut nicht gerechnet.
In diesem kurzen Moment spürte ich eine tiefe Verbindung – als hätte ich einen kleinen Samen gepflanzt. Es sind genau solche Begegnungen, die mir zeigen, dass meine Kutte nicht nur ein Kleidungsstück ist. Sie ist ein Türöffner, ein Gesprächsanlass und manchmal sogar der Anfang von etwas Größerem.
So erinnert mich diese Erfahrung daran, dass es oft die unerwarteten Momente sind, in denen wir anderen Menschen ein Stück von uns selbst zeigen und vielleicht sogar ein wenig Licht in ihren Tag bringen können.
Vater, zeig mir, wo Du mich gebrauchen kannst!
Thomas, der letzte von drei Brüdern († 04.12.2024)
Thomas war der Jüngste von drei Brüdern, doch bis zu einem bestimmten Zeitpunkt spielte er in meinem Leben kaum eine Rolle. Ich kannte ihn zwar schon seit meiner Kindheit, doch unsere Wege kreuzten sich selten. In meiner Drogenzeit kaufte ich gelegentlich Heroin von ihm, aber unsere Beziehung ging nie tiefer. Richtig kennengelernt habe ich Thomas erst viel später, unter tragischen Umständen.
Der älteste Bruder war bereits 2016 verstorben, und nun war auch der zweitälteste Bruder, Volker, todkrank. Ich wollte ihn noch einmal besuchen, um für ihn zu beten, doch als ich seine Mutter nach seinem Aufenthaltsort fragte, teilte sie mir unter Tränen mit, dass er eine Woche zuvor verstorben († 2020) war. Ich war zu spät. Ihre Klage traf mich tief: Wie konnte ein gütiger Gott zulassen, dass eine Mutter ihre Kinder zu Grabe tragen muss?
Bevor ich ging, erwähnte sie beiläufig, dass Thomas unten im Haus wohnte und gesundheitlich ebenfalls schwer angeschlagen war. Vielleicht, sagte sie, würde er sich über einen Besuch von mir freuen. Also suchte ich Thomas auf.
Wir begannen zu reden, und zum ersten Mal erfuhr ich von seinem langen Kampf. Er wartete seit Jahren auf eine Spenderleber, und sein Leben war von der Heroinsucht gezeichnet. Bevor ich nach Berlin zurückkehrte, versprach ich ihm, für ihn zu beten. Von da an stand Thomas ganz oben auf meiner Gebetsliste. Immer wieder hatte ich das Gefühl, dass Gott ihn mir ganz besonders ans Herz gelegt hatte.
Bei jedem Besuch in meiner Heimat nahm ich mir Zeit für Thomas. Wir redeten, ich teilte Geschichten aus meinem Glauben mit ihm, betete für ihn und hörte einfach nur zu. Unsere Beziehung wuchs und wurde zu einem festen Band des Vertrauens.
Eines Tages traf ich seine Mutter vor dem Haus. Tränenüberströmt fiel sie mir in die Arme und sagte: „Ich glaube, Thomas wird auch sterben.“ Er hatte begonnen, immer wieder denselben Satz zu sagen: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Sie war sicher, dass diese Worte von Gott kamen und dass er Thomas zu sich rief.
Thomas war inzwischen in einer Spezialklinik in Tübingen. Ich zögerte nicht lange, kehrte auf halber Strecke um und besuchte ihn dort. Sein Gesicht war grau, sein Blick leer. Doch als er mich sah, leuchteten seine Augen auf. Nach einem kurzen Gespräch fragte ich ihn, woher er diesen Satz kannte. Er antwortete schlicht: „Eines Tages war dieser Satz einfach in meinem Kopf, und ich musste ihn laut aussprechen.“
Für mich war das die Antwort auf Jahre des Gebets. Gott hatte Thomas direkt angesprochen. Ich gab ihm einen kleinen Zettel mit einem Übergabegebet und sagte: „Wenn du dieses Gebet von Herzen sprichst, wirst du Gott in dein Leben einladen. Aber mach es um Gottes Willen nicht zu spät!“
Als ich gehen wollte, rief Thomas mir hinterher: „Frank, bitte bleib noch hier, ich möchte dieses Gebet jetzt sprechen.“ Er las es langsam und andächtig vor. Am Ende rollte eine Träne über seine Wange, und er sagte: „Noch nie in meinem Leben habe ich so schöne Worte gelesen.“
Zurück in Berlin erzählte ich meiner Pastorenfamilie davon. Die Geschichte berührte sie tief, und am nächsten Tag wurde in der Gemeinde für Thomas gebetet. Unglaublicherweise ging es ihm ab diesem Tag besser. Er durfte die Klinik verlassen und gewann ein weiteres Lebensjahr.
In dieser Zeit sprach Thomas von einem letzten Wunsch: Er wollte mit seiner Sandra noch einmal die Sonne, das Meer und die Palmen der Südsee sehen. Doch seine Kräfte reichten nicht mehr für die Reise. Stattdessen fragte er mich: „Frank, hast du deinen Porsche noch? Könntest du mir deinen Wagen für eine letzte Fahrt mit Sandra leihen?“
Ich zögerte kurz, doch dann wurde mir klar: Genau für solche Momente hatte Gott mir dieses Auto gegeben. Wir organisierten alles, doch Thomas’ Zustand verschlechterte sich weiter. Die geplante Fahrt kam nie zustande. Trotzdem war die Hoffnung auf dieses Erlebnis ein Geschenk für ihn.
Bei unserem letzten Treffen verbrachte ich mehrere Stunden an Thomas’ Seite, las aus der Bibel vor und betete mit ihm. An meinem Geburtstag schloss Thomas für immer die Augen.
Thomas' Geschichte zeigt, dass Hoffnung und Glauben Brücken bauen können, wo Worte oft versagen. Auch wenn nicht jeder Wunsch erfüllt wurde, hinterließ Thomas tiefe Spuren in meinem Leben – und ich bin sicher, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden.